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Donnerstag, 19. April 2007

Männliche Pflanzen mit weniger Risiko genmanipulierbar

Das Risiko der Auskreuzung genmanipulierten Pflanzenerbguts lässt sich minimieren,
wenn sich die Veränderungen auf bestimmte Zellteile beschränken.
Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Molekulare
Pflanzenphysiologie http://www.mpimp-golm.mpg.dein einer Studie
an Tabakpflanzen nachweisen können. Dazu experimentierten sie mit
Genmanipulationen an den Chloroplasten der Pflanzen - jenen
Zellteilen, in denen die Photosynthese abläuft. Da diese und die in
ihnen enthaltenen Gene nur von der Mutterpflanze weitergegeben
werden, blieben Eigenschaften einer gentechnischen Veränderung auf
die weibliche Linie beschränkt. Dieses Wissen könnte die Sicherheit
beim Einsatz gentechnischer Pflanzen verbessern.
Das Risiko der Weiterverbreitung von gentechnisch verändertem
Pflanzenerbgut ist eines der zentralen Themen der aktuellen
Gendebatte. "Eine hundertprozentige Kontrolle derartiger
Evolutionsmanipulationen gibt es nicht", meint Marcus Koch, Direktor
des Instituts für Pflanzenwissenschaften der Universität Heidelberg
http://ginkgo.bot.uni-heidelberg.de[3] , auf Nachfrage von pressetext.
Die Angst vor transgenen Pflanzen in der Nahrungskette sei
wissenschaftlich zwar nicht begründbar, gleichzeitig stelle sich
aber auch die Frage, ob genetisch veränderte Pflanzen in unseren
Breitengraden notwendig seien.
"Was die mitteleuropäische Flora betrifft, reicht die jetzige
Produktkapazität völlig aus. Abseits der emotional geführten
Grundsatzdiskussion muss man sich aber auch im Klaren sein, dass der
Einsatz von transgenen Pflanzen die ökonomischen
Bewirtschaftungsvoraussetzungen noch einmal radikal verändert", so
Koch. Der Trend würde dadurch noch stärker in Richtung
großflächige Bewirtschaftung und zulasten kleinerer Betriebe
beziehungsweise der Biodiversität in der Landwirtschaft führen, ist
der Wissenschaftler überzeugt. Ausgesprochen kritisch beurteilt Koch
im Gespräch mit pressetext den Umstand, dass die emotionale Debatte
unter anderem dazu geführt habe, dass in Deutschland und Österreich
im Prinzip keine Grundlagenforschung zu dem Thema mehr betrieben
werde.
Im Mittelpunkt der aktuellen Max-Planck-Studie, die auch im
Wissenschaftsjournal Proceedings of the National Academy of Sciences
veröffentlicht wurde, stand die Frage, ob die Gene in den
Chloroplasten tatsächlich ausschließlich von der Mutter vererbt
werden oder ob sie gelegentlich auch väterlicherseits weitergegeben
werden. Dazu gibt es bislang widersprüchliche Erkenntnisse. Als
Studienobjekte dienten den Forschern unveränderte weibliche
Tabakpflanzen sowie männliche Exemplare, die sie im
Chloroplasten-Erbgut mit Resistenzen gegen zwei Antibiotika und mit
einem Gen für einen grünen Farbstoff markierten. Diese drei
Erkennungsmerkmale wählten sie, um spontane Resistenzen durch
Mutation von ererbten Widerstandskräften besser unterscheiden zu
können.
Als Testobjekte untersuchten die Biologen mehr als zwei Mio. Samen.
Nach der Aussaat auf die mit Antibiotika angereicherten Böden
untersuchten die Wissenschaftler schließlich die Keimlinge, die im
für unbehandelte Tabakpflanzen feindlichen Ambiente gediehen waren,
auf den grünen Farbstoff. Dabei blieben nur 39 Samen blieben übrig,
die alle drei Erkennungsmerkmale enthielten. Die
Max-Planck-Wissenschaftler bezifferten die Wahrscheinlichkeit für
die Weitergabe des genmanipulierten Materials folglich mit weniger
als 1:50.000. Damit sei bestätigt, dass die
Chloroplastentransformation ein zuverlässiges Verfahren darstelle,
um die Wahrscheinlichkeit von Auskreuzungen in Tabak zu verringern,
so das Fazit.




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